Olympia: Zverevs Sieg für die Geschichtsbücher

Alexander Zverev hat Geschichte geschrieben. Er ist der erste deutsche Tennisspieler, der die olympische Goldmedaille im Einzel gewonnen hat. Insgesamt tritt Zverev einem exklusiven Klub deutscher OlympiasiegerInnen bei. Und erhält der deutschen Tennislegende Steffi Graf ganz nebenbei noch einen alleinigen Rekord.

Dieser schien für die Ewigkeit zu bestehen, drohte jedoch zu wackeln, angesichts der unfassbaren Dominanz, die Novak Djokovic in diesem Jahr an den Tag legt. Denn bislang ist Steffi Graf der einzige Mensch in der Geschichte, der den Golden Slam gewonnen hat. Dieser besteht aus den vier Grand-Slams sowie dem Olympiasieg. Die Gelegenheit hat man also ohnehin nur alle vier Jahre. Dass ausgerechnet in einem Olympia-Jahr ein Tennisprofi derart dominant und vor allem konstant auftritt, ist recht unwahrscheinlich.

2021 hätte es klappen können für den „Joker“. Der Serbe hat in diesem Jahr bereits die Australian Open, die French Open und Wimbledon gewonnen. Ob er auch in Tokio gewinnt, war deshalb eines der bestimmenden Themen im Vorfeld der Olympischen Spiele. Mit seinen 34 Jahren schien Novak Djokovic das beste Tennis seines Lebens zu spielen und sein Weg ins Finale war bereits vorgezeichnet. Bis er im Halbfinale auf Alexander Zverev traf.

Zverevs Meisterstück gegen Djokovic 

Was dann passierte, ist schon jetzt Tennis-Geschichte. Djokovic hatte bei dem Turnier in Tokio noch keinen Satz abgeben müssen und auch Zverev schien zunächst kaum eine Chance zu haben. Mit 6:1 holte sich der Serbe schnell den ersten Satz. Insbesondere beim eigenen Aufschlag hatte Alexander Zverev große Probleme. Doch der Hamburger schlug zurück. Mit 6:3 glich Zverev nach Sätzen aus. Im entscheidenden dritten Durchgang holte sich Zverev sofort im ersten Spiel ein Break und ließ dem Favoriten im Folgenden kaum noch eine Chance. Vor allem dem Aufschlag des Hamburgers hatte Djokovic nichts mehr entgegenzusetzen. Dass Zverev einen Satz mit 6:1 gegen die Nummer 1 der Weltrangliste gewinnt, konnte sich vorher kaum jemand vorstellen, doch es wurde Realität. Glückwünsche ereilten Zverev von vielen Seiten. Auch Boris Becker, der Alexander Zverev wenige Wochen zuvor noch harsch kritisiert hatte, war unter den Gratulanten.

Im olympischen Finale ging es für Alexander Zverev dann gegen Karen Khachanov, der wegen der Dopingstrafe gegen sein russisches Heimatland bei Olympia unter der neutral gehaltenen „ROC“ Flagge antreten musste. In dem Finale von Tokio 2021 zeigte Zverev von Anfang an sein bestes Tennis. Auch das erste Break holte er sich schnell. Karen Khachanov hatte nicht den Hauch einer Chance: 6:3 und 6:1 stand es am Ende für Zverev. Karen Khachanov musste an diesem Tag einsehen, dass es bei Olympia in Tokio 2021 für ihn nur für Silber reichte.

Im Einzel bislang lediglich zwei deutsche Olympiasiegerinnen

Alexander Zverev reihte sich hingegen in einen sehr exklusiven Klub von deutschen Gewinnern der Olympischen Goldmedaille ein. Im Herren-Einzel ist er sogar der erste seit Wiederaufnahme der Spiele 1896. Im Jahr 2000 gewann Tommy Haas Silber, ansonsten kein Edelmetall. Bei den Damen siegte Helga Masthoff 1968 und zweimal Steffi Graf, nämlich 1984 und 1988. Ihr Golden Slam von 1988 bleibt dank Zverevs Sieg über Novak Djokovic der einzige, den je ein Mensch geschafft hat. 

Im Doppel hießen die Sieger 1992 Boris Becker und Michael Stich. 1996 gewannen Marc-Kevin Goellner und David Prinosil Bronze, 2004 reichte es für Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler für Silber. Im Damen-Doppel gewannen Helga Masthoff und Edda Buding 1968 Gold, Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch holten 1988 Bronze. Angesichts dieser kurzen Liste deutscher Medaillengewinner wird einmal mehr klar: Alexander Zverev hat Geschichte geschrieben.

Titelbild: AFP