Von abgesagten Turnieren und einer Spielergewerkschaft – das Tennisjahr 2020 (Teil 2)
Im August, mit Beginn der US Open, war wieder etwas mehr Tennis-Alltag eingekehrt. Doch Turniere ohne Zuschauer und frierende Spieler bei den French Open – letztlich war doch vieles anders. Nach der Gründung einer Spielergewerkschaft, der Forderung nach mehr Gleichheit zwischen Männern und Frauen und spannenden ATP Finals ging das etwas andere Tennisjahr 2020 zu Ende.
Novak Djokovic machte in diesem Jahr nicht nur mit seinen guten Tennisleistungen und einer Disqualifikation von sich reden. Er sorgte auch mit der Gründung der Spielergewerkschaft PTPA (Professional Tennis Players Association) für Aufregung. Deren Konzept: eine Spielervertretung zu schaffen, die den Spielern zu mehr Entscheidungsgewalt und Einfluss verhilft und nicht in Konkurrenz mit der ATP steht.
Viel Kritik war daraufhin aber aus den eigenen Reihen gekommen. „Es ist Zeit für Einheit, nicht für Spaltung“, hatte sich Rafael Nadal verständnislos gezeigt. Missfallen wurde auch geäußert, da sich die Spielervereinigung nur an die Tennis-Herren richtet.
„Cancelled“ – Tennis-Damen äußerten lautstark Kritik
Im Turnierkalender der Damen hatte es nach den French Open etwas mau ausgesehen, meistens war dort nur das Wort „cancelled“ zu lesen gewesen. Während die Herren sich bereits auf die ATP Turniere in Köln vorbereiteten, waren die Damen zum Pausieren verdonnert. Nur zwei Turniere – eins im tschechischen Ostrau, das andere in Linz in Österreich – wurden bis Jahresende noch gespielt. Zehn Turniere, darunter die ATP Finals in London, hatten die Tennis-Herren hingegen noch im Kalender stehen. „Es ist zum Kotzen, dass die Saison schon vorbei ist“, hatte US-Amerikanerin Sofia Kenin ihre Kritik an der WTA lautstark kundgetan.
Auch die Ausrichtung der WTA hatte immer wieder für kritische Stimmen gesorgt. Die Turniere der Spielerinnen haben bisher eine andere Bezeichnung als die ihrer männlichen Kollegen. Premier Mandatory, Premier und International – das sorgte in den Medien und bei den Fans oft für Verwirrung. Anfang Dezember war bekanntgegeben worden, dass die Frauen-Turniere jetzt analog zu den Männer-Turnieren benannt werden. Neben den vier Grand-Slam-Turnieren soll es dann WTA-Turniere der 1000er-, 500er-, 250er- und 125er-Katgorie geben.
Fed Cup wird Billie Jean King Cup
Auch der Fed-Cup – der wichtigste Mannschaftswettbewerb der Frauen – hat seit diesem Jahr einen neuen Namen. Der Billie Jean King Cup ist nach dem Tennis-Idol Billie Jean King benannt, die sich wie kaum eine andere für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern im Tennis einsetzte.
Zusammenschluss von WTA und ATP gefordert
Schon zu Beginn des Jahres waren Stimmen laut geworden, die einen Zusammenschluss der großen Touren forderten. Verschiedene Weltranglisten-Systeme und Turnierkategorien – das sei verwirrend.
Die Tennis-Größen Nadal und Federer hatten die Idee befürwortet und auch die Frauentennis-Chefin Barbara Rittner hatte sich dafür ausgesprochen. In Sachen Angleichung der Tennis-Touren ist man mit der Namensänderung schon einen ganzen Schritt weitergekommen.
ATP Finals als krönender Abschluss
Ein Highlight im Tennisjahr und ein krönender Abschluss waren sicherlich die ATP Finals im November. Dominic Thiem hätte nach seinem Sieg bei den US Open auch die Chance gehabt, sich zum inoffiziellen Weltmeister zu küren. Daniil Medvedev wusste das aber zu verhindern. Der Russe spielte ein starkes Turnier und hatte bis zum Finale gerade einmal einen Satz abgeben müssen.
Nachdem der letzte Punkt gespielt war, mussten sich die Tennisstars nicht nur vom Tennisjahr, sondern auch von ihrer Spielstätte verabschieden. Zum 12. und letzten Mal hatte das Turnier in der O2-Arena in London stattgefunden. Bis mindestens 2025 geht es mit den ATP Finals dann in der Pala Alpitour, Italiens größter Sportarena, in Turin weiter.
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